Die Grünen in Plettenberg hatten den Landtagsabgeordneten und ehemaligen NRW-Umweltminister zum Thema Verkehrswende eingeladen. Besonders in einer Stadt wie Plettenberg mit engen Tälern und steilen Hängen sieht Johannes Remmel aufgrund der begrenzten Flächen die Notwendigkeit, die Straßen zu entlasten: „Gerade im ländlichen Raum und in kleineren Städten fällt die Vorrangstellung des Autos sofort auf. Große Flächen entfallen auf Straßen und Parkplätze; Lärm, Staus und Abgase belasten sowohl Autofahrer*innen als auch Anwohner*innen.“ Grünen-Ratsfrau Carina Hennecke ergänzt: „Aktuell wird durch den Ukraine-Krieg die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland mehr als deutlich. Eine Verkehrswende kann wesentlich dazu beitragen, diese Abhängigkeit durch klimaneutrale Alternativen zu reduzieren – und damit auch Energiekosten beim Tanken zu senken.“
Marcel Klopfer, stellv. Vorsitzender der „Interessengemeinschaft Verträgliches Wohnen im Elsetal e.V.“ beschrieb die Situation am Beispiel des Elsetals. Hier konkurrieren die Museumseisenbahn, Radweg, Naturschutz, Wohnen, Erholung, Industrie, Landwirtschaft und Überschwemmungsflächen auf engstem Raum. Gemeinsam mit Jürgen Kaiser (Vorsitzender des SGV-Abt Elsetal e. V.) und Sebastian Rittner (Sprecher der ADFC-Ortsgruppe Plettenberg) erläuterte Klopfer bei einer Begehung des Lüttmecker Wegs und des Lehmwegs die Problematik, die durch die dringend reparaturbedürftige und enorm belastete Herscheider Straße und der seit vielen Jahrzehnten geplanten Elsetal-Entlastungsstraße weiter verschärft wird. Brigitte Hornig, stellvertr. Mitglied im Planungs- und Umweltausschuss für die Grünen, betont: „Es geht doch auch um Lebensqualität in unserer Stadt. Was hinterlassen wir den nachfolgenden Generationen?“ Johannes Remmel regte an, zunächst Anreize zum Umstieg vom Auto auf Fahrrad und ÖPNV zu schaffen, um den Autoverkehr zu reduzieren: „Das braucht eine breite öffentliche Debatte in Plettenberg. Alle Interessensgruppen müssen an einen Tisch, um Lösungen zu entwickeln. Der Zeitpunkt ist mehr als günstig, denn der Kreis erarbeitet gerade den Masterplan Radwege und nächstes Jahr soll ein neuer Nahverkehrsplan mit umfassenden Beteiligungsmöglichkeiten angestrebt werden. Und ganz wichtig: Es gibt zurzeit sehr viel Geld besonders für die Rad-Infrastruktur über verschiedene Fördertöpfe.“

v. links nach rechts: B. Hornig, S. Rittner, J. Wölkerling, C. Hennecke, J. Remmel, M. Klopfer
Sebastian Rittner vom ADFC betonte, dass ein lückenloses Radwegenetz in Plettenberg geschaffen werden müsse vor dem Hintergrund der zunehmenden Anzahl von Radfahrer*innen in Plettenberg. „Freizeit, Erholung und Tourismus sind wichtige Aspekte. Aber auch Kinder brauchen einen sicheren Schulweg und für Mitarbeiter*innen der hiesigen Unternehmen sind alltagstaugliche Radwege mit möglichst wenigen Kreuzungen wichtig, um schnell von A nach B zu kommen.“ Karin Gutschlag und Jan Wölkerling , beide B’90/Die Grünen Plettenberg, wiesen auf den Bedarf von Buslinien von Innenstadt und Bahnhof zu den Unternehmen hin: „Alle Gewerbegebiete und Standorte müssen zügig an den ÖPNV angeschlossen werden, so dass Mitarbeiter*innen vom Bahnhof sofort eine Verbindung zum Arbeitsplatz bekommen. Gerade im Hinblick auf die Sperrung der Rahmedetalbrücke könnten hier Pendler*innen vom Auto auf den ÖPNV umsteigen. Die Unternehmen könnten das mit Angeboten wie Jobtickets oder Fahrrad-Leasing noch unterstützen.“
Einigkeit bestand auch darüber, dass im Rahmen einer breiten Debatte zunächst Alternativen zum Neubau der Elsetal-Entlastungsstraße benannt und geprüft werden müssen. Die Mitglieder der IG Verträgliches Wohnen im Elsetal e.V. hatten in den letzten Jahren Vorschläge eingebracht, die bisher nicht aufgenommen wurden. Carina Hennecke merkte an, dass zunächst Geld für Reparatur und Instandhaltung der bereits vorhandenen Straßen in die Hand genommen werden müsse. Erst danach könne man an Neubau denken. In diesem Sinne forderte Johannes Remmel: „In Anbetracht der leeren öffentlichen Kassen und des großen Finanzbedarfes (Corona, Klimaschutz und Energiewende, Sanierungsstau) müssen Ausgaben kritisch geprüft und gemeinwohlorientiert eingesetzt werden.“ Der Landtags-Abgeordnete regte an, die Mittel für die geplante Elsetal-Entlastungsstraße zur Unterstützung von Gewerbe und Industrie in Plettenberg einzusetzen.
Fotos: H. Lohmann
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